Marc-Antoines Vision
Der gute alte Marc-Antoine Charpentier hatte es als Musiker zu Lebzeiten nicht leicht, da ein gewisser Jean-Baptiste Lully am Hof Ludwigs XIV. bestens
vernetzt war, um es in der Sprache der heutigen Zeit zu sagen. Wie Molière, Cavalli oder Perrin hatte unser Marc-Antoine den Intrigen und Sabotagen wenig entgegenzusetzen. Es ging ihm halt
einfach nur um die Musik... Aber die Sache ging gut aus, denn der King Ludwig Kattorse war ein ebensolcher Fiesling und ließ seinen Günstling spontan fallen. Tja. Und als Lully es fast geschafft
hätte, sich wieder beim Kini einzuschleimen, schlug er sich - und das ist kein Witz - mit dem damals üblichen, mannshohen, schweren Tacktstab auf den Fuß. Die Wunde entzündete sich, Wundbrand
machte sich breit und Lully, der sich weigerte, den Zeh amputieren zu lassen, ging über den Jordan. Finale furioso, sozusagen. Sogar der Vierzehnte stirbt, von keinem mehr so richtig gemocht, aus
Solidarität später an Wundbrand. Tolle Sache! Und Marc? Er überlebte Lully um Einiges und schrieb tolle Musik in seiner Kapelle am Hof. UND: einer seiner songs läuft seit 1954 zur besten
Sendezeit als Erkennungsmelodie der Eurovision in der Glotze! Das nennt man Triumph! Die Gerechtigkeit siegt und es bleibt zu hoffen, daß Lully genug Platz in seinem Grab hat, um sich darin
umzudrehen...
Andromeda
Wikipedia go!
"Die Andromedagalaxie (von der historischen Bezeichnung her auch Andromedanebel oder Großer Andromedanebel sowie manchmal auch fälschlich Andromeda-Galaxis
genannt) ist eine Spiralgalaxie vom Typ Sb. Sie ist im Messier-Katalog als M 31 und im New General Catalogue als NGC 224 verzeichnet. Am Sternenhimmel ist sie im Sternbild Andromeda, nach dem sie
benannt ist, zu finden."
Was das ganze mit dem Lied zu tun hat? Eigentlich nichts. Wichtig ist nur: Im Wort Andromeda steckt irgendwie das Wort Android (eine menschenähnliche
Maschine) drin oder umgekehrt. Und Nebel ist vorhanden, sprich: schlechte Sicht, man ist um- oder benebelt. Bekannte Androiden? Zum Beispiel Data aus Raumschiff Enterprise oder Otho bzw Otto aus
dem Captain Future Team. So:
Unglücklicher Weise befand sich einer der Parka-Musikanten mal in der peinlichen Lage, sich in eine Über-Frau verliebt zu haben, in ein engelgleiches Wesen,
das nur die besten Eigenschaften hatte und als Vorbild in allen Lebensbereichen diente. Benebelt wie er war, versuchte unser Musiker, ihr in allem nachzueifern und sich so weit wie nur irgendwie
möglich in ihre Richtung zu verbiegen, um ihr ENDLICH zu gefallen und ihren galaktischen Ansprüchen zu genügen... Natürlich ließ sich die Dame gern umschmeicheln, war aber zu keiner festen
Liaison bereit. Und natürlich warnten und ärgerten sich Freunde und Verwandte. Aber alles umsonst. Man mußte leiden und lernen, um die häßliche Fratze des Bösen hinter den Lockungen zu erkennen.
Heute kann er sich nur wundern über soviel Blödheit und nicht verstehen, wie das jemals hat passieren können, aber so sind sie nunmal, die Leiden des jungen PARKA ... Nicht verstehbar, nur
fühlbar... Als ewiges Mahnmal für die Nachwelt komponierte er deswegen das sagenhafte Lied "Andromeda". Ein Lied über einen, der sich der Liebe wegen zum Roboter macht... mit der Bitte an die
Kinder: Nicht nachmachen! Gefährlich! ... Nur helfen wirds nichts ... Aber wenigstens rächen sich die auf Liebe programmierten Androiden am Ende des songs und der Gerechtigkeit wird ein weiters
Mal Genüge getan! Harharhar!
Bis daß der Tod uns scheidet
Eigentlich "Was heißt hier: Bis daß der Tod uns scheidet". Noch eigentlicher: "Herr der Augenringe" - aber den Titel gibt`s schon. Ein Lied, daß im
Vorführraum 2 des legendären Atlantis Kinos in München - heute ein Bumm Bumm Club - komponiert wurde. Da man als Filmvorführer nicht gerade viel vom Tageslicht mitbekommt und meist einsam in
dunklen, engen Maschinenräumen steht, ist es kein Wunder, daß man familiäre Gefühle zu Blutsaugern entwickelt ... Gibt es eigentlich einen Film über einen Vampir, der im Kino lebt? Das wäre doch
ideal! Es ist schön dunkel, die Leute sitzen still und wenn der Film grad richtig laut ist, kann man - happs! - kraftvoll zubeißen! ... Meine Idee!!! Copyright!!!
Oh Mann, Vampire! Als großer Fan von Buffy the vampire slayer, True Blood, Nosferatu, Tanz der Vampire, So finster die Nacht, Underworld und natürlich den legendären Songs von Hobbyvampir Bela B. war es klar, daß auch PP seinen Teil zum Überangebot beitragen muss. Biss es niemand mehr hören kann !!!
Claude und Francis
Für Intellektuelle ein No-Go: Louis Germain David de Funès de Galarza. Nur 1,65 Meter groß - aber voller WAHNSINN! Einer der Größten. Und trotz aller
Cholerik fast siebzig geworden. Es ist unmöglich, sich tief genug zu verneigen. Schwer zu sagen, ob LdF in Rabbi Jakob besser war oder in Brust oder Keule, im
Hibernatus (Familienschreck etc.) lustiger war oder in Oskar, in Hasch mich, ich bin der Mörder klamaukiger als im Quehrkopf ...Selbst Louis und
seine verrückten Politessen sind immer noch besser als manche deutsche Blödelkunst aus der ersten Reihe. Deswegen besteht das Lied aus Wortfetzen und Satzverdrehungen aus vielen seiner
Filme, nämlich aus genau ... na? ...na?... wievielen?
Louis und die außerirdischen Kohlköpfe (La soup aux choux), dem die beiden "Helden" aus dem Refrain des Songs entspringen, war nicht der
Erfolgreichste seiner Filme. Vielleicht waren die Blähungen etwas over the top oder die Sprache des Weltraumheinis ... Wenig später starb LdF. Aber für uns ist der Film einer der Besten.
Wegen seiner Tragik. Tragik? Natürlich gibt`s ein Happy End aber letztlich ist es doch eine Niederlage, die Claude und Francis dort einstecken müssen. Sie werden vom modernen Leben, vom
Fortschritt und der Profitgier vertrieben. Die Geschichte von den Außerirdischen kauft den beiden Spinnern keiner mehr ab, sie werden Freiwild für alle, die sich gerne über andere lustig machen
... Und ach: die durch die übernatürlichen Kräfte des Außerirdischen eigens für Claude wieder auferstandene Ehefrau taugt nicht mehr als Lebensgefährtin. Zu jung, zu hübsch, zu lebenslustig und
neugierig. Ihr gibt Claude sein ganzes Geld, denn dort, wo er hingeht, braucht er es ja nicht mehr. Bevor der Außerirdische Claude und Francis von dieser Welt erlöst, wird noch ihr Hof, der
jetzt mitten in einem Vergnügungspark liegt, eingezäunt und sie werden wie Tiere im Zoo mit Nüssen beworfen ... Vielleicht ist das die einzig wahre Art, abzutreten: Von einem außerirdischen
Hohlkopf in einem gelben Plastikanzug per fliegender Untertasse samt Haus und bestem Freund nach Oxo geflogen zu werden ...
Hat Louis zu Drehzeiten schon gewußt, daß er bald sterben würde? Seinem Spiel sieht man es irgendwie an, diese Wehmut, das Wissen um die Endlichkeit der
Dinge und die Machtlosigkeit den Herrschenden gegenüber, der Wille, sich mit dem Leben auszusöhnen ... Louis hat in diesem Film die Seiten gewechselt. Oft gab er den korrupten Industriellen, der
nur seine Rendite im Kopf hat und seine Umwelt tyrannisiert. Vielleicht wollten die Leute nur diesen Charakter sehen und waren von der Herzlichkeit und Zerbrechlichkeit des Alten irritiert. Für
uns stellt dieser Film aber einen wirklich würdigen Abschluss seiner Kunst dar und wir hoffen, daß es ihm gutgeht auf Oxo, dem alten, cholerischen, liebenswerten Zausel.
Ich bin kein Automat
Ceci n`est pas une pipe schrieb der René Magritte unter seine gemalte Pfeife. Das sei keine Pfeife, sondern ein Stück Papier, auf das ein Pfeife
gemalt ist. Wir haben nie ganz kapiert, warum sowas gesagt werden muss und was das Bahnbrechend-Revolutionäre an dieser Erkenntnis sein soll. Dachte wirklich jemand, " ... mhm, lecker ein
Pfeifchen, das stopf ich mir und rauch es gleich! Aber komisch, fühlt sich an wie Papier, gar nicht wie eine Pfeife ...". Wieder mal ein Beispiel dafür, daß sich viele Kunstdiskurse (gottseidank)
nur in Künstlerkreisen abspielen. Aber die Kunstversteher finden sowas toll und wir wollen cool sein, deswegen diese Einleitung!
Ich bin kein Automat hieß mal Ein neuer Tag und war für ein Filmchen bzw. ein Drehbuch gedacht, daß nie fertig geschrieben wurde. Aber die
Idee schlummert noch im Hinterkopf und wer weiß, vielleicht klappt`s irgendwann. Es geht um einen Typen, der sein Leben ordentlich in den Dreck gefahren hat und sich und seine Umgebung hasst,
ohne wirklich zu merken, was los ist. Bis er eines Nachts was träumt und beschließt - immer noch voller Hass aber auch leicht verstört - seine Sachen zu packen und abzuhauen, denn alles ist
besser als der Status quo. Dieser Schritt war, obwohl er körperlich behindert ist, eigentlich klein, rein physisch gesehen, aber psychisch gesehen ist es eine Leistung à la Iron Man. Das
Lied handelt von dem Moment, in dem er die Welt zum ersten Mal ohne Verbitterung und Hass wahrnimmt. Ob diese neue Welt etwas für ihn ist, wird sich zeigen ... Auf alle Fälle merkt er, daß ihn
nichts und niemand dazu zwingt, das Leben eines Automaten zu führen und das muss man sich selber auch gelegentlich einflüstern. Und für alle Dan-Brown-Fans: Sollten Sie mal im Eldorado Kino
München auf der Herrentoilette sein, dann werden Sie dort einen Automaten sehen, der auch wirklich einer ist. Bitte nicht mit dem Bild von einem Automaten auf dieser Homepage verwechseln. Da
kommt keine Seife raus! ... Huch! ... Aus dem Automaten im Eldorado auch nicht mehr ... Verflucht ... René, du Fuchs!
Spiel mir das Liebeslied
Kleine Anspielung auf den Jahrhundertwestern Spiel mir das Lied vom Tod ... Cowboys! Welcher Junge hatte keine aufgemalten Bartstoppel am Kinn,
keinen Cowboyhut auf dem Kopf und Knallplättchen in der Pistole? Aber auch heute ist Mann noch gerne Cowboy, oder? Die SUV-Fraktion hat da zwar einiges nicht verstanden, aber der Traum lebt!
Eigentlich der Amerikanische Traum, denn es hat sich ja keiner als indischer, mongolischer oder brasilianischer Cowboy verkleidet ...
Terra incognita ist Geschichte (siehe Wo ist dein Tortuga), aber dank Hollywood und einigen italienischen Western ist es immer noch
aktuell, das Cowboythema - und wird es auch immer sein, gerade weil die Zeit vorbei ist. Heute hacken sich irgendwelche Agenten in irgendwelche Computer ein um entweder die Welt zu retten oder
sie zu vernichten. Oder es ballern in uferlos überanimierten Megaschlachten Superduperwaffen auf Roboterdeppen, tja ... ich schlafe bei den Actionszenen meistens ein. Aber eine ehrliche
Saloonschlägerei ist doch was Feines oder ein Duell um 12 Uhr Mittags! Django, True Gritt, Brokeback Mountain, Dead Man und der unvermeidliche Der mit dem
Wolf tanzt sind teils lange nach der Hochzeit des Genres erschienen, aber finden immer noch ihr Publikum. Ist doch auch logisch! Welcher Mann träumt nicht - meist vollgefressen auf einer
weichen Couch im mollig warmen Wohntempel - vom wahrlich heldenhaften entbehrungsreichen Dasein im Kampf gegen die Naturgewalten, von Blockhütten, Planwagen und Lagerfeuern? Wer will sich nicht
auf den Weg ins Abenteuer machen, neonlicht-getränkte Büroräume hinter sich lassen und einmal komplettes Neuland, im wahrsten Sinne des Wortes, betreten? Gemeinsam nach Westen, Freunde!! Oder ...
zum Campingplatz, öhöm ...
Der Moment, um den es in diesem song geht, ist ein Tragischer. Denn sobald man damit begann, den Westen zu erforschen, war sein Ende vorprogrammiert.
Irgendwann stand man vor dem Ozean, dem Pazifischen, wohlgemerkt, und hinter einem tutete die Eisenbahn. Der Cowboy war der Tod des Cowboys ... Auch wenn der Film mit Terence Hill nur ein
genialer Blödelspaß ist, wird dieser Moment in "Verflucht, verdammt und Halleluja aus dem Jahre 72 perfekt inszeniert. Der Humor nimmt die Schärfe, aber das Ende ist endgültig erreicht.
Man kann das auch härter und direkter sagen, wie zum Beispiel in Der mit dem Wolf tanzt, als Costner die Armee verläßt um den letzten Rest vom wilden Westen zu suchen, solange es ihn
noch gibt. Aber für mich ist die Auflösung der letzten Grenze unauslöschlich mit Monkey, Bull und Holy, den Erziehungsberechtigten von Terence Hill, verbunden, die nichts anderes mehr tun können,
als sich mit der schnaubenden rauchenden Dampflock hinter ihnen zu arrangieren. Sie kennen eben die alte Weisheit des Cowboys/Strangers aus The big Lebowsky: Manchmal frisst man den
Bären und manchmal wird man vom Bären gefressen!
Freilich, der WW war Gerüchten zufolge nicht nur Abenteuer, sonder auch Not und Elend. Es gab auch reichlich Ganoven und Seelenkrüppel dort, besoffene,
geldgeile Säcke, die für eine Hand voll Dollar ihre Großmutter verkauften oder ihrem Nachbarn den Spaten drüberzogen. Und es konnte trostlos sein in dieser staubigen, einsamen, lebensfeindlichen,
gefühlslosen Männerwelt. Schluchz! Ein Gewächs namens Steppenläufer bzw. Tumbleweed rollte dann durchs Bild und Moricone pfiff ein paar Töne, die sich ins Gehirn einbrannten. Aber gerade der
lonesome Cowboy drückt vielleicht das aus, was wir Männer so lieben, ganz ohne daß wir was sagen müssen!
Abgesehen davon: je weiter die Illusion weg ist, um so schöner ist der Traum und der Westen ist letztendlich sowieso nur eine (aber eine sehr schöne) Metapher für das, was man gemeinhin Lebensweg (oder vielleicht im Besondern: Kindheit) nennt. Von Tag zu Tag ziehen wir in eine ungewisse Zukunft, dem Ende entgegen ... Oder wie der Lebowski-Stranger sagen würde: " ich schätze das ist " - Tumbleweed rollt durch die Straßen von LA - "genau die Art, wie das mit der ganzen verdammten menschlichen Komödie so abläuft. Eine Generation nach der anderen. Die Wagen ziehen nach Westen, sie fahren über den Sand der Zeit bis wir ...ach hört mich an... ich schwafel schon wieder! Also ich hoffe, es hat euch gefallen, Leute! Wir sehen uns später noch, auf dem Weg nach Westen!"
Notruf aus dem Weltall
Ich weiß es noch wie heute: Damals im Kindergarten stürmten wir mit einem Satz durch den Hinterausgang auf den Spielplatz zu: Christian F. rief "Superman",
Stephan K. schrie "Batman" ... und ich hatte den schwarzen Peter, denn ich besaß bis dato nur ein einziges Superheldencomic, nämlich den 11. Batman-Superband, und der einzige weitere, mir zu
diesem Zeitpunkt bekannte Superheld war die darin vorkommende "Grüne Leuchte". Also sprang ich hinterher, "Grüne Leuchte" proklamierend, welche den beiden Anderen wiederum völlig unbekannt war
... Von den Fähigkeiten her ist GL eigentlich super, sie kann Energie mit Mindpower formen und benutzen und darf nur nicht vergessen, ihren Ring wieder aufzuladen. Wenn da nur nicht ihre
Gelbschwäche wäre. Gegen Gelb im allgemeinen kann sie nichts ausrichten ... Ich hätte das meinen damaligen Freunden gegenüber einfach nicht erwähnen sollen, denn von da an hatten sie plötzlich
immer etwas in dieser Farbe dabei oder an ... Hm ...
Manchmal wachsen einem Sachen ans Herz, die nicht gerade ganz oben auf der persönlichen Hitliste stehen. So geht es mir mit Green Lantern. Die
Stories sind soweit weg von den, mir immerhin als möglich erscheinenden Lebensrealitäten einer Spinne oder eines Batmans, daß mir beim Lesen die Augen zufallen. Spätestens wenn
zu den grünen Leuchten dann noch gelbe, rote oder blaue Lanterns dazukommen, blättere ich zum Ende, um wenigstens herauszufinden, wer gewonnen hat ... Auch die Verfilmung war nicht die
Einfallsreichste. Aber, hey, der Kerl mit dem Energiering ist nunmal ein Teil von mir und er KÖNNTE richtig cool sein! Immerhin kann er mit seiner grünen Energie alles, was er sich vorstellen
kann materialisieren. ALLES! OH MANN! Den Leuten fällt nur nix Gescheites ein ... Aber ich drück dir die Daumen, Grüne Leuchte, zeigs ihnen im nächsten Film !!
Notruf aus dem Weltall lief mal auf Bayern 2 und wurde von Achim 60 Bogdahn für gut befunden. Und er muss es wissen, soviel steht fest ...
Vielleicht kann ich mal das recht lustige Gespräch der Jury online stellen ... Irgendwas mit ..."und jetzt Zähne putzen und ab ins Bett"... Mist, ich kann mich nicht mehr erinnern. Immerhin weiß
ich jetzt, daß man unsere Musik Twee-Pop nennt. Prima! Ich wußte eh nie, was ich sagen sollte, wenn jemand fragte, was wir da für Musik machen. Auf alle Fälle habe ich alle Ratschläge aus der
Montagsdemo beherzigt, und versucht, durch den neuen Text im Refrain eine Art Geschichte zu erzählen. Der Drumer spielt auch sauberer und es kam Backgroundgesang dazu. Und es wurde ein
bißchen schneller. Klar: Trio hat mit "Anna - laßmichreinlaßmichraus" den ultimativen Aufzähl-Song geschrieben, aber dafür sind wir mehr "twee", wenn sie verstehen, was ich
meine!
Ansonsten kann ich zum Song nur sagen, daß ich in meiner Jugend viele Comics und Abenteuerliteratur gelesen habe. (Wer hättte das gedacht!) Auch das
Fernsehen ist nicht zu kurz gekommen. Und auch der Kassettenrekorder und der Plattenspieler nicht - bis sich das Gehäuse immer elektrisch aufgeladen hat ... Au weia ... Und ehrlich gesagt: Wer
den Text aufmerksam verfolgt, dem fallen womöglich auch ein paar aktuellere Helden auf, räusper ... Ja, meine Psychologen gehen davon aus, daß dieser regressive Prozess noch keineswegs
abgeschlossen ist. Das würde auch mein momentanes Faible für Magnum erklären ... "Ich weiß, was sie jetzt denken... und sie haben Recht..."
Schneekönig
Waren sie mal im Frammuseum in Oslo? Die Fram ist ein norwegisches Polarforschungsschiff, das auf Initiative von Fridtjof Nansen, welcher der Eisdrift in der
Nordpolarregion auf den Grund gehen wollte, gebaut wurde. Wer einmal auf dem Deck des vollständig erhaltenen Schiffes gestanden ist, beginnt zu verstehen, auf was für einen Höllenritt sich Nansen
da eingelassen hat. Sich im Eis einschließen zu lassen ohne zu wissen, wann, wo und ob das Schiff überhaupt wieder freikommt ... Und warum eigentlich? Um der Wissenschaft willen? Oder waren es
Ruhm und Ehre, die ihn lockten? Vielleicht des Geldes wegen? Oder war Nansen einfach jemand, der diese Grenzerfahrung gebraucht hat?
Wir wissen es nicht, haben aber den Eindruck, daß seine Lust an diesen Grenzerfahrungen aus einer inneren, endlosen Wissbegierigkeit heraus resultierte.
Wissbegierigkeit nicht nur wissenschaftlicher Art, sondern generell "menschlicher" Art. Anders als bei einem Bunjee-Jumper oder anderen sinnfreien Kick-Suchern gab nicht das Adrenalin den
Ausschlag, sondern der Intellekt, gepaart mit dem Drang, der Natur(gewalt) ins Auge zu sehen, um sie und somit sich selbst, den Menschen an sich, besser verstehen zu können. Es ging nicht darum,
einen Punkt nur um des Erreichens willen zu erreichen, sondern darum, Er-Fahrungen im wahrsten Sinn des Wortes zu machen. Der Ironman wäre ihm vermutlich wurscht gewesen, genauso wie die Begehung
des K2 in Birkenstocksandalen oder Mammuttauchgänge ohne Sauerstoffflasche. Er versuchte, durch die äußere Größe eine bzw. seine innere Größe zu finden. Und der Nordpol, diese leere Eiswüste,
schien der ideale Ort für ihn gewesen zu sein, um alles Unwesentliche auszublenden und sich ganz der unmittelbaren Erfahrung auszusetzen. An kaum einem anderen Ort dürfte das Leben so besonders,
so klar zu erkennen sein, wie da, wo es kaum vorhanden ist.
Und vielleicht hatte Nansen genau wie wir manchmal auch einfach die Schnauze voll von all dem lauten Geschwalle und Gedröhne unserer Zeit, von all den
Banalitäten und den Zumutungen eines sogenannten zivilisierten Alltags. Das ist zumindest unsere Vermutung. Wobei: Von "unserer Zeit" zu sprechen, erscheint hier fehl am Platze. Nansen kannte ja
weder Fernsehen noch Internet noch Satelliten, die die Welt umkreisen. Mein lieber Fridtjof! Da hätte dir auch der Nordpol nichts genützt ... Aber immerhin hättest du dir die Musik von uns auf
einer Eisscholle treibend in deinem Parka anhören, und mit uns wehmütig an die Cowboys, die Piraten und die Superhelden denken können, die wir glorifizieren ... Ob wir mit unserem Lied über dich
richtig lagen? ... Die Fantasie ist das letzte Refugium der Postpostpostmoderne - gut, daß wir sie haben.
Stalagmit und Stalaktit
Eines unserer ältesten Lieder - und eines der wenigen, in dem es um Liebe geht. Es gibt Bands, die singen über nichts anderes, aber ich bin der Meinung, man
sollte das Thema nicht so inflationär verwenden. Es nervt irgendwie, daß überall, egal ob in Religion, Werbung, Kunst, Musik oder Literatur, ständig über Liebe geredet wird, ohne daß jemand weiß,
was das große L eigentlich bedeutet. Nicht, daß ich das wüßte ...
Hollywood - und noch schlimmer: Bollywood - stilisieren Liebe zu etwas derart Großartigem und Essentiellem, daß man - nimmt man die Verheißungen ernst - eigentlich nur scheitern kann. Von wegen love is the answer. Love ist ganz schnell der Depp in diesem Spiel ... Ich glaube, Liebe als geradezu kosmisches Phänomen wurde im Zeitalter der Romantik erfunden, also 19.Jhd. und das Kino bzw. Fernsehen hat sie erst richtig groß gemacht. Von da an ging es nur noch ums Herz und jede noch so kleine Gefühlsregung mußte völlig ausgeleuchtet und ernsthaft wahrgenommen und analysiert werden, sehr zur Freude der Psychologenzunft. Die Liebe dreht sich ständig um sich selbst und alles dreht sich um die Liebe. Alles, was außerhalb der Liebe zu stehen scheint, ist irgendwie nicht relevant, nicht "gut" ... Und weil man sie nicht richtig definieren kann, definiert sie jeder. Weil sie eine Projektionsfläche und die Lösung aller Probleme zu sein scheint, wird sie auf Teufel komm raus überhöht.
Was meinen Sie? Ob ich vielleicht nicht "lieben" würde? Doch, und wie! Aber!
Erinnern sie sich an den Herren der Ringe? Als Galadriel überlegt, den Ring an sich zu nehmen? „Anstelle eines dunklen Herrschers hättest du eine Königin; nicht dunkel, aber schön und entsetzlich wie der Morgen, tückisch wie die See, stärker als die Grundfesten der Erde. Alle werden mich lieben und verzweifeln!“ ... Alle werden mich lieben und verzweifeln!! Gut gesprochen, Königin! Das ist es, was passiert, wenn man die Liebe überhöht - behaupte ich jetzt einfach mal ... Oder wie der legendäre Freddy Quecksilber singt: "... Too much love will kill you, just as shure as none at all ..."
Tolle Liebesfilme in meinen Augen: Frankie und Jonny, Sideways, Buffalo 66, Station Agent - weil die Verwundungen das
Wichtigste an der Liebe sind ... Aber zurück zum Song:
Stellen Sie sich vor, sie wohnen in einer Tropfsteinhöhle. Sie sind entweder ein Stalagmit oder ein Stalaktit, also eine Art Steinsäule, sie sehen gar nichts
- und: sie sind verliebt oder wollen es zumindest sein. Sie spüren, daß es da einen anderen geben könnte, aber die Dunkelheit macht sie blind. Und dabei sind sie doch nur noch Bruchteile eines
Milimeters von ihrem Ziel entfent, sie würden lachen, wenn sie es wüßten! Und jede Träne, die Sie und ihr Angebeteter oder ihre Angebetete in ihrem Elend weinen, die bringt sie nur noch näher
zueinander, da sie größer werden, wenn sie weinen - wie das Stalagmiten und Stalaktiten in einer Tropfsteinhöhle nunmal tun. Wir wissen nicht, wo wir stehen und wie nah am Ziel wir vielleicht
schon sind (Botschaft eins) - und nicht die Tränen sind das Problem, sondern keine Tränen wären schlimm (Botschaft zwei). Hier könnte ein Smiley stehen ...
Weiß
"... komm in meine Arme, geliebtes Spiegelbild ...", auch wenn ich keine Ahnung habe, was uns zusammenhält. Das ist der Satz, der das Lied zu einem -
zumindest für mich - positiven Song macht. Die Geste auf dem Foto soll das unterstreichen. Leider sehen das einige Hörer anders, weswegen ich nicht glaube, daß es live oft zu hören sein wird ...
Vielleicht spürt man durch die Zeilen doch noch das Gedicht aus schlimmen Tagen heraus, dem der Text zugrunde liegt ... Als wir einmal in der Glockenbachwerkstatt in München eine Rohfassung des Liedes zu Gehör brachten, kam nach dem Auftritt ein Mann Mitte Dreißig auf mich
zu, dem die Erfahrung mit seelischen Schmerzen ins Gesicht geschrieben stand. Er sagte nur einen Satz, nämlich: "Dieses Lied sollte Weiß heißen". Dann drehte er sich um und ging ... Puh!
... Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, aber ich finde, er hat einen tollen Titel für das Lied gefunden. Hoffentlich geht es ihm gut ...
Übrigens: mit den langen dunklen Känen sind nicht direkt Särge gemeint. Wer den sagenhaften Film von Jim Jarmusch namens Dead Man (nun ja
...) kennt, der wird sich an die Schlußszene erinnern: Jonny Depp liegt verletzt in einem schweren Holzkanu und treibt aufs Meer hinaus. Klar wird er sterben, aber darum geht`s nicht. Sondern es
geht um die Bewegung an sich, die Reise von der Geburt bis zum Tod, eine einzigartige Reise, die ihm vorherbestimmt ist. Dem Indianer Nobody ist William Blakes` Schicksal vollkommen klar und Mr. Depp findet sich, wenngleich auch etwas erstaunt, von Anfang an irgendwie damit ab ... Es geht darum, daß wir in eine
Richtung treiben. Daß es bestimmte Dinge gibt, die wir nicht steuern können. Wir können den einen oder anderen Schlenker machen, aber der Fluss fließt nunmal nur in eine Richtung. Es geht ums
Akzeptieren und Loslassen-können. Selig sind die, die nicht ändern wollen, was sie nicht ändern können ... Und da sind wir wieder beim sich selbst Akzeptieren und in den Arm nehmen ... Warum
sollten wir etwas anderes tun? Nehmt euch selbst in die Arme, Leute! ... Ich glaube, es ist fast wurscht, mit was wir unsere Zeit verbringen, solange wir sie wahrnehmen und annehmen ... Soweit
die Theorie! ... Wohin treibt das Kanu mit dem guten alten Jonny? Keiner weiß es, Gott sei Dank!
Wo ist dein Tortuga, boucanier?
Es gibt nicht nur Cowboys, Leute. Auch für eine andere Spezies spielt Terra incognita eine wichtige Rolle ... Man kann sie Piraten nennen,
Freibeuter, Seeräuber oder eben boucaniers!
Ich habe ein GPS, das auf den liebevollen Namen Bam Bam hört. Es sagt gerne "bleiben sie links ... dann... bleiben sie links" und ist manchmal recht
hilfreich, wenn man es auf den neusten Stand gebracht hat . (Ansonsten gibt es auf der Autobahn so nützliche Tips wie z.B. "Bitte wenden" ... ). Aber irgendwie deprimiert es einen. Diese
Computerstimme kennt einfach die ganze Welt. Es gibt kein Fleckchen Erde mehr, an dem noch keiner war bzw. das unsere Satellitenfreunde nicht erreichen können. Dafür gibts jetzt als schwachen
Ersatz Abenteuerurlaube, Dschungelcamps, Steinzeitcamps, Erlebnisreisen, Survivalferien, Offroadtrips, Safaris, Movement Naturelle, Liverollenspiele und all die anderen Outdoor / New Identity -
Spektakel, in denen wir die wilde Natur wiederentdecken können. Wir karren Millionen von Leuten per Flugzeug in entlegene Regionen, weil da alles noch so natürlich und ursprünglich ist. Solange
keiner merkt, daß der Indianer gerade ne sms tippt ... Dabei wäre der Reiz doch gerade, das Unbekannte unbekannt zu lassen! Und ist ein kommerzialisiertes Abenteuer eigentlich noch ein Abenteuer?
Und wenn uns die Realität so anödet, sollten wir dann nicht versuchen, Selbige zu verändern anstatt in eine Parallelwelt, ein Second Life zu flüchten?
Freiheit, wie sie damals von einigen Piraten ersegelt werden wollte, setzte voraus, daß Orte existieren, an denen es weder Gesetz, Religion, Hierarchien noch
Landkarten gab - und diese Freiheit war bestimmt nicht nur angenehm. Aber viele Menschen des 17. Jahrhunderts waren derart strengen Restriktionen unterworfen, daß sie keine andere Wahl hatten,
als einfach abzuhauen und zu hoffen, daß sich irgendwo auf dieser Erde noch ein friedliches Plätzchen ohne Despot finden würde. Heute ist das anders. Wir sind eigentlich, zumindest in unseren
Breitengraden, viel freier, als es die Piraten jemals waren - und sind es doch auch wieder nicht.
Daniel Defoe - unser Robinson Crusoe, zu Lebzeiten Verfechter von politischer und religiöser Freiheit - war auch Piratenfachmann und hat - vermutlich - einen
Ort namens Libertatia erfunden. Dieser Ort soll von einem gewissen Captain Misson, dem die Ungerechtigkeiten durch Politik und Religion zu viel wurden, als Rückzugsort für freie Piraten gegründet
worden sein. Defoe entwirft hier eine Art Sozialutopie. Alles läuft strikt demokratisch ab, Toleranz ist oberstes Gebot, es gibt eine Art Krankenversicherung für boucaniers, man befreit
Sklavenschiffe, betreibt Ackerbau, keiner zählt mehr, als der andere etc. In Anbetracht der damaligen Zustände muß dieser Ort für viele Menschen der Himmel auf Erden gewesen
sein.
Und heute? Heute haben wir das alles ( jaja, wer wird denn kleinlich sein ) und dennoch singen Kollegen vom "Abenteuerland", oder "Lass mich dein Pirat
sein", und wir spüren, dass uns Bilbo Beutlin kein Unbekannter ist, ganz zu Schweigen von Captain Jack Sparrow. Warum? Weil es uns einfach manchmal ankotzt. Weil es uns anödet, immer nur perfekt
funktionieren zu müssen. Weil Viele in einem goldenen Käfig sitzen. Weil das Leben, auch Karriere genannt, am Reißbrett entworfen wird und so spannend ist, wie eine Gebrauchsanweisung. Weil wir
das Gefühl haben, wie beim Kreuzweg Stationen abarbeiten zu müssen, bis wir irgendwann, wenn alles gut läuft, friedlich wegdämmern dürfen. Weil uns Fernsehprediger, Pop-Psychologen und
Werbefuzzis ständig was von Selbstverwirklichung und Potentialentfaltung erzählen, aber letztlich genau das verhindern wollen, weil sie sonst arbeitslos werden würden.
Klischee, Klischee, ich weiß, aber es steckt auch Wahrheit drin.
Der Ort außerhalb aller Zwänge kann heute kein Geographischer mehr sein, sondern nur noch ein Innerer. Und Zwänge gibt es nunmal, das ist ja auch gut so.
Deswegen geht es in dem Lied zwar auch um die ambivalente moderne Zivilisation, aber in erster Linie darum, daß es entschieden zuviele Leute gibt, die einem sagen wollen, wie man ES richtig
macht. Um Sehnsucht nach dem Abenteuer aber vor allem um Mut zum Nonkonformismus. Und da kann ein bißchen Tortuga und Jolly Roger wahrlich nicht schaden.
Das blaue Wunder
Aus dem Filmvorführernähkästchen: Die digitale Revolution hat die Kinos gerettet. Während man früher 45 Minuten brauchte, um einen Film aufzubauen, kann es
heute gern mal 2 Std. dauern ... Und selbst wenn die digitale Kopie auf dem Rechner ist, braucht man noch einen Key, um Selbige auch freizugeben. Kaum ein Aufwand. Und der Key muss auch immer
wieder erneuert werden, weil er zeitlich begrenzt ist. Hm. Und an einen Projektor gebunden. Oha! Wenn man also den Film in einem anderen Saal spielen will, geht der Einspielspaß wieder von vorne
los, wohingegen man sich im goldenen Analogzeitalter einfach die Filmkopie geschnappt hat und 5 Minuten später im anderen Saal starten konnte ... Gut, es ging den Verleihern und Studios auch
nicht um Vereinfachung oder die Verbesserung der Bild- und Tonqualität für den Kinogänger, denn 35-mm-Film ist bei guter Pflege und gewartetem Projektor ein Augenschmaus, sondern um Einsparungen
beim Material (sprich Festplatte statt Polyesterkopie), bei der Filmlagerung und beim Filmtransport. Wie überall ist es nun so, daß sich einige wenige etwas sparen, während die Gesellschaft die
Kosten dafür übernimmt, daß viele ihren Job verlieren.
PETERS PARKA ist kein Gegner digitaler Errungenschaften. Nur manchmal kommt es in der Werbung so rüber, als ob es Musik, Film und Fotographie vorher nicht
gegeben hätte. Nehmen wir z. B. den Hobbymusiker. Der arbeitet heute am Computer. Auch die PETERS PARKA - CD wurde digital aufgenommen. Das hat viele Vorteile. Keine Materialkosten, kein
Umspulen, wesentlich einfacheres Editieren ... Aber man kann auch der Versuchung erliegen, ständig irgendwo rumzuschneiden, zu doppeln und umzuarrangieren, da ja alles so schnell und einfach
geht. Man verirrt sich gerne in den Möglichkeiten und verliert dabei das Wesentliche aus den Augen ... Dafür kann man sich im digitalen Zeitalter ruhig mal verspielen, dann nimmt
man halt das Stückchen aus dem dritten Take ... Früher, da mußte man sein Zeug einfach besser können, da es wesentlich schwieriger war, irgendwo "einzusteigen" ... Aber was ist hier nun Nachteil
oder Vorteil?
Was die Qualität der Aufname betrifft, kann man glaube ich sagen, daß die früher genausogut war wie heute, aber ich verfüge nicht über das Fachwissen, hier zu einem technisch fundierten Urteil zu kommen. Es ist nur irgendwie lustig, zu beobachten, daß bekannte Bands wie Tocotronic etc. wieder Bandmaschinen bemühen und digitale Effekte produziert werden, die das Knacksen von Vinyl oder Bandsättigung simulieren sollen ...
Und was ist mit dem Musikkonsument? Na der hatte früher die Schallplatte, die qualitativ top ist, wie ich finde. Sie war groß, zugegeben, aber dafür auch viel schöner als ne mp3 Datei. Und vor allem langlebiger. Wer wollte, hat sich dann selbst zusammengestellte Tapes gebastelt ... Dann kam die CD ... und die minidisc ... und DAT ... und jetzt gibt`s nur noch Dateien auf dem Player oder Handy. Bitte, wer`s mag. Nichts dagegen! Nur: Man redet uns ein, ständig neue Geräte kaufen zu müssen! Dabei haben wir unsere Lieblingsmusik in ziemlich guter Qualität auch schon früher gehört ... Ich weiß auch nicht, ob es ein Vorteil ist, die Musik ständig dabeizuhaben. Das ist irgendwie so, als ob es jeden Tag Schokopudding gäbe. Und auch die schiere Anzahl der Musiktitel und Alben auf den Rechnern sind mir irgendwie suspekt. Was soll ich denn da anhören? Hört der Konsument überhaupt noch alles an, was er runtergeladen hat?
Die Filmemacher im Hobbybereich gab es auch damals schon, Stichwort 8-mm-Film und Videoformate ... Natürlich filmt man heute einfacher, schneller und
kostengünstiger. Aber dafür hat man sich früher genauer überlegt, was man wie aufnimmt. Heute hat man plötzlich eine Stunde Material, weil wir ständig draufhalten, da wir ja genau wissen, daß es
nichts kostet ... Und Hollywood liefert - euphorisiert von den neuen technischen Möglichkeiten - immer wieder gute Beispiele dafür ab, daß digitale Effektschlachten im Wesentlichen nur eins
bewirken: Tiefschlaf im Kinosesel. 1000 Orks sind mir persönlich 900 zuviel und wenn ständig etwas explodiert, höre ich irgendwann einfach nicht mehr hin sondern fange an zu überlegen, was ich
noch einkaufen muß ...
Am Schlimmsten ist es bei der Fotographie, wie ich finde. Heute knipst jeder nur noch mit dem smartphone - und diese beliebigen Pixeldateien verschwinden
dann irgendwo im digitalen Nirgendwo. Oder man hat 1000 Fotos vom letzten 3-Tage-Urlaub auf dem Rechner, die dann irgendwann zusammen mit der Festplatte abrauchen. Aber es gibt doch die tollen
Fotobücher! Stimmt, immerhin! Aber das ist ja auch nicht soo weit weg vom Einklebe-Fotoalbum, oder? ... Ich stelle mir gerade eine Party in den 90ern vor, auf der JEDER einen Fotoapparat dabei
gehabt hätte ...
Am meisten bedaure ich den Verlust des Haptischen. Ich mag einfach etwas zum Anfassen und Anschauen. Irgendwelche Dateien auf irgendwelchen Rechnern, Sticks,
Flashkarten, eBook-Readern, mp3-Playern oder Handys sind für mich vor allem eins. Wahnsinnig unsexy. Praktisch, vielleicht, aber grenzenlos öde. Und wie soll man eigentlich seine Freundin
rumkriegen, wenn man die Plattensammlung immer dabei hat und nicht in der Wohnung?
Als PETERS PARKA noch pcw hieß, lief mal ein Lied von uns im Zündfunk auf Bayern 2, Stichwort Montagsdemo ... Es gab drei digitale Aufzeichnungsversuche und
einen Analogen. Irgendwie waren die Computer bzw. deren Bediener nicht auf Zack, die Einser-und-Nuller-Fraktion scheiterte ... Meine Schwester hingegen drückte an ihrem Kassettenrekorder
einfach nur auf Record - bingo!
Das böse Digitale ist im Song eine Frau namens Digita. Ich hatte da irgendwie die goldene "Metropolis"- Blechbüchse des Set-Tyrannen Fritz Lang vor Augen.
Und es gibt in unserem Repertoire ja auch schon eine andere böse Frau namens "Andromeda" ... Daß das Frauen sind, ist aber reiner Zufall, demnächst erwischt es zwei Männer, die als Bösewichte
herhalten müssen. Wir wechseln ab, wie bei der Wettervorhersage. Auf das Tief "Waltraud" folgt Tief "Adalbert" ...
Vier nasse blaue Augen
Tja. Eigentlich wollte ich hier zumindest in Auszügen ein Ereignis aus meiner frühen Kindheit schildern, das mein Leben nachhaltig beeinflußt hat ... Aber es ist einfach zu privat. Der geneigte Leser möge mir das verzeihen ... Als wir einmal bei einem unserer wenigen Konzerte ins Publikum fragten, welches Lied man als Zugabe hören wolle, sprach sich die erste Reihe unisono für dieses Lied aus. Damit hatte wohl keiner von uns gerechnet, denn irgendwie führte dieser Song im Gesamtwerk immer eine Art Schattendasein ... Der Zwischenteil wurde ursprünglich 2003 für einen Kurzfilm namens "Let`s get lost" komponiert, und erst nach und nach gesellten sich Strophe und Refrain dazu. Und als ich für diesen mir sehr wichtigen Text in meinem musikalischen Gedächtnis nach entsprechenden Tönen kramte, viel mir plötzlich diese Nummer wieder ein ...
Die oben erwähnte traumatische Erfahrung hätte ich vielleicht nie thematisiert, wenn nicht jemand gestorben wäre, der mit dieser Erfahrung unmittelbar verknüpft war ... Irgendwie kommt es mir so vor, als ob das Lied die ganze Zeit auf etwas, das mir wirklich wichtig ist, gewartet hätte ...
Ich hätte gerne mehr Zeit gehabt. Wir hätten gerne mehr Zeit gehabt. Aber ich bin dankbar dafür, daß die letzten Jahre so schön waren. Und ich bin froh, daß
ich die Gelegenheit hatte, ein Gespräch zu führen, daß am nächsten Tag nicht mehr hätte stattfinden können. Deswegen: Seid nett zueinander, Leute!